Auersmacher. Alexander Lang steht im leeren Ruppertshofsaal in Auersmacher. Kein Mensch ist da, nur die Zuschauerränge sind schon aufgebaut und die Bühne ist für das größte Spektakel des Ortes hergerichtet. Am kommenden Samstag, 19 Uhr beginnen die Passionsspiele in Auersmacher. „Jetzt geht es richtig los. Ich befasse mich schon seit Anfang des Jahres mit meiner Rolle, aber wenn man wie jetzt im Saal steht, weiß man, dass es bald los geht“, sagt Alexander Lang.
Er spielt zusammen mit seinem Cousin Peter Lang die Hauptrolle bei der Passion. „Für mich ist es das Größte Jesus Christus spielen zu dürfen. Mehr Hauptrolle geht in einem Theaterstück fast nicht“, so der 39-Jährige. Alle fünf Jahre spielt der Theaterverein Junge Bühne die Passion – und das bereits seit 85 Jahren. 26 Mal wird die Leidensgeschichte Jesus Christus vom 7. März bis zum 19. April im Ruppertshofsaal aufgeführt.
Alexander Lang spielt bereits seit zehn Jahren Jesus. „Als ich 2010 das erste Mal Jesus spielte, habe ich mich ein halbes Jahr vorbereitet und viel Bücher gelesen.“ Im Jahr 1990 startete seine Amateur-Theaterkarriere. Damals spielte er als junger Bub bei den Passionsspielen im Volk mit. Familiär vorbelastet brachte Alexander großes Talent mit. Im Jahr 2008 war in Auersmacher klar, dass es im Jahr 2010 zwei neue Jesus-Darsteller bei der Passion geben wird. Außer dem Vorsitzenden des Vereins, Josef Lang, wusste aber noch keiner, wer es werden wird – auch Alexander nicht.
„Ich habe Josef 2008 zufällig beim Zwetschgen abmachen im Garten getroffen und habe ihn gefragt, ob ich noch zum Friseur gehen soll. Er hat gelacht und gesagt, dass ich sie mir besser wachsen lassen soll. Damals war mir klar, dass ich Jesus spielen werde und ich war richtig stolz“, erinnert sich der Auersmacher zurück. Er spielt nicht nur den Sohn Gottes, er ist in seinem Ort auch ein Vereinsmeier vor dem Herrn. Er war der Vorsitzende des Jugendclubs, er ist in der freiwilligen Feuerwehr, er war über Jahre der Elferratspräsident beim Karnevalsverein „Die Kowe“, er hat geturnt und er hat auch schon versucht Fußball zu spielen. Das Größte für ihn ist aber die Rolle des Jesus bei der Passion. Es gibt nach dem Ende der zweieinhalbstündigen Aufführung zwar Applaus vom Publikum (etwa 10 000 Zuschauer werden insgesamt erwartet), aber die Schauspieler kommen nicht mehr, wie bei anderen Stücken, auf die Bühne und verbeugen sich vor den Gästen.
„Es ist ja irgendwo schon ein sehr dramatisches Stück. Wenn ich am Ende ganz alleine am Kreuz hänge, ist das Gänsehaut pur. Viele unserer Darsteller sind dann längst umgezogen und gar nicht mehr im Saal. Wenn ich abgehängt werde, sind wir nur noch zu dritt hinter der Bühne. Das ist fast schon eine unheimliche Situation. Es ist eben alles ganz anders als bei normalen Theaterstücken“, sagt der Berufsfeuerwehrmann und Familienvater von zwei Kindern.
Mit 39 Jahren ist allerdings auch für Alexander so langsam der Zeitpunkt gekommen, das Kreuz an den Nagel zu hängen. „Es ist gut möglich, dass ich in diesem Jahr zum letzten Mal den Jesus spiele. An Karfreitag habe ich mit drei Aufführungen am Tag wohl meine letzte Jesus-Rolle. Ich werde es genießen. Einen Tage später werde ich 40 Jahre alt. Es wird eine tolle Passionszeit werden“, weiß der Auersmacher, der ab Samstag für sechs Wochen in den Fokus eines ganzen Ortes rücken wird.
Eintrittskarten und Informationen zu den Passionsspielen in Auersmacher gibt es auf https://www.passionsspiele-auersmacher.de/
Text und Fotos: Heiko Lehmann.